Künstliche Intelligenz (KI) in Form von Chatbots wie ChatGPT hält zunehmend Einzug in den Sprachunterricht und Lehrende stehen vor der Herausforderung, sie didaktisch sinnvoll in ihren Unterricht zu integrieren.

Wie funktioniert ChatGPT in der Praxis?

Die Kommunikation mit ChatGPT erfolgt über ein Chatfenster durch die Eingabe von Fragen oder Anweisungen an die KI, den sogenannten Prompts. Auf Basis der Datensätze, mit denen die künstliche Intelligenz gefüttert wurde, beantwortet sie diese Fragen oder reagiert auf Anweisungen. Mit darauf abgestimmten Aufgabenstellungen können Lehrende den Chatbot in Kombination mit einem Lehrwerk verwenden.

Bildungsreferentin Stefanie I. Fischer hat den Praxistest gemacht: Am Beispiel des Hueber-Lehrwerks Vielfalt zeigt sie ganz konkret, wie Lehrende die künstliche Intelligenz von ChatGPT nutzen können, um sich die Unterrichtsvorbereitung zu erleichtern. Dabei war die kostenlose Version ChatGPT 3.5 im Einsatz, die bis September 2021 mit Datensätzen trainiert wurde.

Was ChatGPT über Hobbies weiß

Hobbies sind ein Thema im Hueber-Lehrwerk Vielfalt für die Niveaustufe B1+. Die Lernziele der entsprechenden Lektion lauten:
• ein Kennenlerngespräch verstehen
• einen Magazinartikel zum Thema Hobbies früher und heute verstehen
• eine Diskussion zur Frage Brauchen wir Hobbies? führen
• Ausdrücke mit Zeit
• Konjunktiv II der Gegenwart

Ausgehend von einigen dieser Lernziele hat Fischer konkrete Ideen, wie ChatGPT Lehrenden helfen kann, schnell und unkompliziert Aufgaben zu erstellen. Die Referentin schlägt vor, die Lernenden erst einmal selbst darüber nachdenken zu lassen, wie sie Hobby definieren würden. Anschließend präsentiert sie die Definition der KI, die sie mit folgender Anweisung erhalten hat: Definiere das Wort Hobby auf Sprachlevel B1! Diese Beschreibung können die Lernenden mit ihren eigenen Ideen abgleichen: Was gefällt uns besser? Die eigene Antwort oder die der KI?

Wichtig im Umgang mit der KI ist immer: Sowohl Lehrende als auch Lernende sollten deren Antworten kritisch hinterfragen, da die KI immer nur auf Basis ihrer Datensätze Output liefern kann.

Das Kurzzeitgedächtnis von ChatGPT nutzen

Das Praktische ist: Die KI verfügt über ein Kurzzeitgedächtnis. Sie kann also eine Antwort nutzen, um darauf aufbauend eine neue Aufgabe zu erfüllen. Das macht sich Stefanie Fischer zunutze, wenn sie ChatGPT auffordert: Mache aus der Definition einen Lückentext und zeige die Wörter unter dem Text an! Auch hier empfiehlt Fischer, den Vorschlag von ChatGTP nicht einfach zu übernehmen, sondern zu überarbeiten. ChatGPT leistet sozusagen die Vorarbeit, die Feinarbeit bleibt den Lehrenden überlassen.

An seine Grenzen kommt die KI, wenn sie grammatikalische Phänomene erklären  oder Übungen dazu erstellen soll. Das demonstriert Fischer am Beispiel des Lernziels Konjunktivs II.

Punkten kann ChatGPT dann allerdings wieder bei der Wortschatzarbeit in Kombination mit dem Konjunktiv 2. Hier hat die KI die Aufgabe bekommen, Zukunftsvisionen auf Basis eines Wenn-Satzes zu entwickeln: Wenn wir länger leben könnten. Hier liefert die KI mit ergänzenden Formulierungen wie dann könnten wir alle Geheimnisse des Universums  erforschen oder könnten wir Sprachen aus aller Welt lernen und mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kommunizieren durchaus natürlichsprachliche Beispiele, die zum Nachdenken inspirieren und den Lernenden als Beispiele präsentiert werden können.

Neugierig geworden, wie Ihnen die künstliche Intelligenz darüber hinaus bei der Unterrichtsvorbereitung helfen kann? Oder wie Ihre Lernenden sie für Aufgaben nutzen können?

Dann besuchen Sie doch unser nächstes Webinar mit Stefanie I. Fischer, die sich neben ChatGPT auch mit den Tools DeepL Write, Perplexity und PicsArt beschäftigt.

 

Unsere Webinartermine zum Thema Künstliche Intelligenz im Fremdsprachenunterricht im Juli 2023:

13. Juli 2023: Dr. Marion Grein: So, und wie setze ich nun ChatGPT ganz praktisch in meinem Unterricht ein?

18. Juli 2023: Stefanie I. Fischer: Die Revolution im Klassenzimmer – Wie KI den Sprachunterricht verändert!

 

Extra-Tipp: Lesen Sie auch unseren Blogbeitrag „ChatGPT im Fremdsprachenunterricht“.