Wie sinnvoll sind Hausaufgaben?
Der Lerneffekt von klassischen Hausaufgaben ist gleich Null – mit dieser für manche überraschenden These beginnt Hueber-Referentin Sabine Dinsel ihr Webinar zum Thema Hausaufgaben im DaF-Unterricht. Sie weist auf eine Studie von Bernhard Wittmann aus dem Jahr 1964 hin, in der eine Gruppe von Schülern über vier Monate hinweg keine Hausaufgaben erhielt. In einem anschließenden Test schnitten sie sogar besser ab als vergleichbare Klassen mit Hausaufgaben.
Diese Studie stellt jedoch nicht zwangsläufig die Notwendigkeit von Hausaufgaben in Frage, sondern zeigt, dass sie effektiver gestaltet werden sollten.
Unterricht ohne klassische Hausaufgaben
Wie Unterricht ohne traditionelle Hausaufgaben, aber mit Anleitung zum selbständigen Lernen aussehen kann, zeigt Sabine Dinsel anhand eines kleinen Schulexperiments in Wiesbaden.
Ein Lehrer erhielt von seiner Klasse den Hinweis, dass sie keine Hausaufgaben mehr haben und stattdessen lieber selbstständig lernen wolle. Der Lehrer ließ sich darauf ein und schrieb den Schüler:innen auf, was sie am Ende der nächsten Unterrichtseinheit können sollten und welche Übungsseiten in welchen Büchern ihnen dabei helfen könnten. Er unterstützte sie auch bei der Zeitplanung.
Das Experiment entwickelte sich sehr gut: Die Schüler:innen begannen sogar früher mit dem Lernen und fragten sich gegenseitig um Hilfe. Auch die Eltern gaben positive Rückmeldung, dass die Kinder sogar mehr und intensiver zu Hause arbeiten würden. Der Grund: Die Verantwortlichkeit hatte sich geändert und lag nun bei den Schüler:innen selbst.
Konkrete Lernziele und Lernerautonomie
Wenn Hausaufgaben, dann also eher im Sinne einer Unterstützung zum selbstständigen Lernen. Sabine Dinsel gibt Lehrenden dazu ein paar Ideen an die Hand. Hausaufgaben sollten zum einen anregend, relevant und gut lösbar sein. Zum anderen sollten sie so die Eigeninitiative aktivieren, die Selbstwirksamkeit erhöhen und motivieren.
In der Praxis bedeutet das: Eine Hausaufgabe sollte nicht lang und auch nicht schwierig sein. Jeder sollte einen Sinn darin erkennen können – das bedeutet auch, dass das Lernziel ersichtlich sein muss. Und vor allem sollte auch klar sein, wo man Hilfe bei der Bewältigung der Aufgabe findet.
Eine konkrete Idee gibt sie Lehrenden anhand des Hueber-Lehrwerks Momente Niveau A1.2. Der Fokus der Hausaufgaben muss nicht immer auf den Lernzielen Grammatik trainieren oder Wortschatz erweitern liegen. Das Ziel könnte zum Beispiel auch lauten: verständlich sein. Dabei hilft den Lernenden das Bildlexikon zu einer Lektion – in der digitalen Lehrwerksvariante können sie hier ein Bild anklicken und sehen dann einen kurzen Film zu dem im Bild dargestellten Wort. Das Wort kommt im Singular und Plural vor und wird letztlich in einen Satz eingebettet. Beispiele für die Wortschatzclips finden Sie im Momente-Lehrwerkservice.
Verständlich sein statt auswendig lernen
Bei der nun folgenden Aufgabe geht es nicht darum, diesen Wortschatz auswendig zu lernen. Die Lernenden erhalten stattdessen die Aufgabe, zu Hause die Aussprache dieser Wörter zu üben mit dem Ziel, sie verständlich auszusprechen. Eine sinnvolle Ergänzung: Im Arbeitsbuch gibt es einen Lern-Clip zum Thema Aussprache des unbetonten E am Ende eines Wortes. Eine Logopädin gibt konkrete Tipps, die die Artikulation erleichtern. Für Lernende, die Probleme mit der Aussprache des unbetonten E haben, bietet dieses Video also eine sehr gute Hilfestellung für das Lernziel verständlich sein.
Diese Übung kann dann am nächsten Tag im Kurs wieder aufgegriffen werden. Das Lernziel bleibt verständlich sein, deswegen gibt es im Raum verteilt Spickzettel in Form von Wortschatzkarten und ein Dialogmuster an Tafel oder Whiteboard. Dieser Wortschatz kann nun für kleine Dialoge im Kurs verwendet werden. Die Lernenden müssen also nicht über die passenden Wörter nachdenken, sondern können sich wiederum auf das Lernziel der verständlichen Aussprache konzentrieren.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.