Prof. Dr. Michaela Sambanis, Lehrstuhlinhaberin für die Didaktik des Englischen an der Freien Universität Berlin, beschäftigt sich mit der Verbindung von Hirnforschung, Psychologie und Sprachdidaktik. Vor diesem Hintergrund zeigt sie, wie Lehrende die Lernfreude und Leistungsbereitschaft junger Menschen fördern können.

Das scheint auch dringend nötig, wie die Studie Jugend in Deutschland, basierend auf der Befragung von jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren, zeigt. Rund ein Drittel der Befragten fühlt sich erschöpft und gestresst. Von Selbstzweifeln geplagt ist jeder Zweite. Viele haben das Gefühl, allein gelassen und nicht wahrgenommen zu werden. Die Freude am Lernen ist nicht mehr da, die Bereitschaft, etwas zu leisten, schwindet.

Happy Learning – positive Emotionen wecken

Wie lässt sich dieser Prozess umkehren? Indem man das Sprachenlernen mit positiven, gesundheitsförderlichen Maßnahmen verbindet, findet Michaela Sambanis. Zum Beispiel ganz konkret mit der Aktivität: Wörter, die mich froh machen. Die Lernenden sammeln dabei Wörter oder auch Redewendungen, die positiv auf sie wirken. Das kann etwa ein danke sein oder ein gut gemacht!, das zu einem gesagt wird. Oder Wörter wie Strandkorb, Ferien, etc., die schöne Emotionen wecken. Das erweitert den Wortschatz beim Sprachenlernen, daraus kann aber auch ein Sprech- oder Schreibanlass werden. In jedem Fall werden aber kleine Glücksmomente geteilt.

Happy Learning für die Gesundheit

Denn Wörter können tatsächlich glücklich machen. Dafür gibt es eine wissenschaftliche Erklärung: Für Menschen als soziale Wesen ist Sprache das Medium der Interaktion. Sprache und „Überlebensfunktionen“ überlappen: Hirnregionen, in denen Sprachnetzwerke zu finden sind, regeln nämlich auch Herzfrequenz, Glukosespiegel und Immunsystem. Freundliche Worte geben uns gute Energie, stärken Resilienz und Psyche sowie unseren Körper. Sie sind, wie Sambanis es ausdrückt, Einzahlungen auf unser Körperkonto. Verletzende Worte dagegen sind Abhebungen.

Eine große Herausforderung für Lehrende sind auch die zunehmenden Konzentrationsschwierigkeiten junger Lernender. Um die Konzentrationsfähigkeit zu stärken, empfiehlt Michaela Sambanis folgende Übung: Die Lernenden nehmen eine bequeme Sitzhaltung ein und schließen die Augen. Sie werden anschließend aufgefordert, ihre Gedanken beim Kommen und Gehen zu beobachten und dann ziehen zu lassen. Bewusst sollen sie sich auf Pausen zwischen den Gedanken konzentrieren. Abschließend Augen öffnen, sich strecken und mit der Arbeit beginnen.

Sei ein Sprachlern-HERO!

Wie erreicht man Leistungsfähigkeit, Lernbereitschaft und Wohlbefinden? Indem man zum Sprachlern-HERO wird. Es geht darum, folgende Aspekte zu entdecken und zu stärken: Hope-Hoffnung im Sinne von Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Efficacy-Selbstwirksamkeit, Resilience-Resilienz und Optimism-Optimismus. Über dieses sogenannte psychologische Kapital verfügt jeder – und man kann es trainieren.

Konkret zum Beispiel mit folgender Übung, die den Lernerfolg fördert: Die Lernenden lernen nicht im Sitzen, sondern etwa auf dem Weg durch das Klassenzimmer. An der Tür werden zwei Vokabeln gelernt. Am Fenster die nächsten, und so weiter. Die Bewegung hilft beim Lernen ebenso wie die Portionierung des Lernstoffes. Außerdem fällt das Lernen leichter, wenn das Gehirn Ort und Inhalt verbinden kann.

Ein guter Tipp, um quasi im Schlaf zu lernen, ist das Lernen auf der Bettkante. Lehrende können ihren Schüler:innen empfehlen, kurz vor dem Zubettgehen eine überschaubare Menge an Inhalten zu wiederholen. Es besteht eine gute Chance, dass genau diese Inhalte dann im Schlaf verarbeitet und gesichert werden.

Mehr Tipps, um ein Sprachlern-HERO zu werden, gibt es im Hueber-Ratgeber Happy Learning von Prof. Dr. Michaela Sambanis und Gastprofessor Dr. Christian Ludwig:

Wie lernt und lehrt man effizienter Sprachen?
Mit positiver Einstellung! Im brandneuen Ratgeber Happy Learning verbinden
Prof. Dr. Michaela Sambanis und Gastprofessor Dr. Christian Ludwig dafür Lernziele
mit praxisnahen Übungen zu Resilienz und Stressbewältigung.
Das sorgt für die mentale Stärke, mit der Kinder, Jugendliche oder Erwachsene
Sprachlernziele besser und glücklicher umsetzen können.