Konflikten im Sprachkurs vorbeugen
Konflikte im Sprachkurs können vielschichtig sein. Strukturelle Konflikte entstehen aus ungleichen Rollen bzw. unterschiedlichen Machtverhältnissen. Sachkonflikte basieren auf verschiedenen Meinungen oder Informationen zu einem Thema.
Interessenskonflikte haben ihren Ursprung in ungleichen Bedürfnissen oder Wünschen. Hiervon sehen sich Kursleitende oft betroffen, wenn es um den Ablauf des Kurses geht. Beziehungskonflikte umfassen persönliche Differenzen, zum Beispiel ausgelöst durch Missverständnisse oder negative Emotionen.
Wertekonflikte vermeiden – der Sprachkurs als Team
In all diese Konflikte hinein spielen die Wertekonflikte, wie sie in plurikulturellen Gruppen wie Sprachkursen entstehen können. Sie entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher Werte, Überzeugungen und Prinzipien. Oft sind sie schwer zu durchschauen, weil die Betroffenen gar nicht wissen, wie und warum ein solcher Konflikt entstanden ist.
Um derartige Konflikte zu vermeiden, rät Irene Martius, DaF-Lehrerin und interkulturelle Trainerin, den Kurs als Team zu betrachten: unterschiedliche Individuen, die gemeinsam bestmöglich auf ein Ziel, zum Beispiel das Bestehen einer bestimmten Sprachprüfung, hinarbeiten. Der Lehrkraft kommt die Rolle der Teamleitung zu, indem sie die passenden Rahmenbedingungen dafür schafft. Zu ihren Kernaufgaben gehört es, für eine harmonische Stimmung im Team zu sorgen. Und das funktioniert nur, wenn die Teilnehmenden die Bedürfnisse und Grenzen der jeweils anderen kennen und einander vertrauen. Deswegen haben Kennenlernaktivitäten zu Beginn des Kurses einen hohen Stellenwert.
Mehr voneinander wissen – sich besser verstehen
Irene Martius empfiehlt dafür, mehr auf die persönliche Ebene zu gehen. Die Standardfragen dieser Aktivitäten sind oft: Wie heißen Sie? Woher kommen Sie? Wie lang sind Sie schon in Deutschland? Wo wohnen Sie, etc.?
Das Hueber-Lehrwerk Miteinander! A 2.2 schlägt dagegen unter anderem folgende Fragen vor: Was macht Ihnen total Spaß? Was ist für Sie gar nicht so einfach? Was finden Sie megacool / megastressig? Was hat Sie sehr glücklich gemacht? Was finden Sie langweilig? Wann kriegen Sie „voll die Krise“?
Diese Fragen können sich die Teilnehmenden im Rahmen eines „Kursspaziergangs“, also beim Umhergehen im Kursraum, stellen und so viel mehr Persönliches übereinander erfahren. Sie können sich gegenseitig besser einschätzen und ein Gespür für die Gefühle ihres Gegenübers entwickeln.
Namen und Familien – Werte kennenlernen
Eine weitere Kennenlernaktivität ist die intensive Beschäftigung mit den einzelnen Namen der Teilnehmenden. Denn der Name ist ein wichtiger Aspekt der Identität einer Person. Fragen diesbezüglich könnten sein: Wie spricht man deinen Namen richtig aus? Was bedeutet dein Name? Hast du einen Spitznamen? Warum haben deine Eltern dir diesen Namen gegeben? Findest du deinen Namen schön?
In solchen Fragen spiegelt sich nicht nur der Respekt vor und das Interesse an einer Person, sondern gleichzeitig auch das Interesse an deren Familie.
Gerade das Thema Familie bietet ebenfalls viele Anknüpfungspunkte für Gespräche. Das Hueber-Lehrwerk Miteinander! schlägt hier vor, in Kleingruppen von drei Personen über die jeweilige Familie zu sprechen, indem man zwei Personen der eigenen Familie vorstellt. Auch solche Gespräche können tiefe Einblicke in die Werte und Prinzipien des/der Gesprächspartners/-in geben.
Kursleitenden rät Irene Martius, hier mit gutem Beispiel voranzugehen und die Teilnehmenden auch am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Und sich nicht verunsichern zu lassen, wenn es zu Konflikten in Bezug auf den Kursablauf kommt. Denn zu einer guten Teamführung gehört es auch, die strukturellen Rahmenbedingungen für das Lernen zu setzen. Wichtig ist nur, immer zu begründen, warum man welche Aktivitäten und Aufgaben für sinnvoll hält und wie das gesamte Team davon profitieren kann.
Mehr Tipps, wie man Konflikten im Sprachkurs vorbeugen kann, gibt es beim zweiteiligen Webinar mit Irene Martius am 11. und 18. Februar 2025.
Webinartipp:
Konflikte im Kurs erkennen (Teil 1)
Hueber-Webinar mit Irene Martius am 11.02.2025:
Mit Konflikten im Kurs umgehen (Teil 2)
Hueber-Webinar mit Irene Martius am 18.02.2025:
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.