Feedback ist Wahrnehmung – nicht Wahrheit. Diese Unterscheidung ist den Hueber-Referentinnen Susanne Oberdrevermann und Sonya Dase sehr wichtig. Denn Feedback basiert auf einer von vielen möglichen Beobachtungen. Und das Mitteilen einer solchen Beobachtung sollte immer als Angebot, niemals als Urteil verstanden werden. Deswegen ist es so wichtig, das Lehrende ihre Beobachtung neutral und ohne Bewertung äußern.

Derjenige, der Feedback bekommt, muss es einordnen, verstehen und verarbeiten können. Deshalb ist es notwendig, Feedback vorzubereiten und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen. Nur so kann ein Gegenüber das Feedback auch annehmen.

Ein lernförderliches Feedback sollte sowohl auf den Lernerfolg (summativer Aspekt, z. B. Prüfungen) als auch auf den Lernfortschritt (formativer Aspekt) der Teilnehmenden eingehen.
Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie ist der Ansicht, das Feedback zu den wichtigsten Einflussfaktoren für den Lernerfolg gehört und professionell eingesetzt für einen entscheidenden Lernzuwachs sorgt.

Ein Feedbackgespräch gibt drei Antworten

Laut Hattie sollte ein Feedbackgespräch drei Fragen beantworten.
In Bezug auf die jeweilige Aufgabe die Frage: Wie gut komme ich voran? Sonya Dase nennt hier das Beispiel einer Lernerin, die sich um mehr Flüssigkeit im Mündlichen bemüht. Speziell die andere Syntax des Mündlichen bereiten ihr im Vergleich zum Schriftlichen noch Probleme.
Hier setzt die zweite Frage in Bezug auf den Lernprozess an: Wohin will ich? Im Falle der genannten Lernerin aus dem Bereich Fachsprache Medizin ist das Ziel, ein Anamnesegespräch sprachlich flüssig und möglichst spontan führen zu können.
Die dritte Frage bezieht sich auf die Selbstregulation: Was ist mein nächster Schritt, um meinem Ziel näher zu kommen?

Formale Kriterien eines Feedbackgesprächs

Neben dem Inhalt eines Feedbacks sind aber auch formale Kriterien von Bedeutung. Zum Beispiel der Zeitpunkt des Feedbacks, etwa während des Unterrichts oder danach. Lernende sollten gedanklich auf jeden Fall noch bei Aufgabe und Lernziel sein, um das Feedback auch aufnehmen zu können. Hier gilt die vielleicht überraschende Regel: Lieber einmal zu wenig etwas sagen als zu viel.
Die Form muss passend sein: Das Feedback kann mündlich, schriftlich, im Einzel- oder Gruppengespräch gegeben werden. Nicht nur die Rückmeldung durch die Lehrkraft, sondern auch Peer-Feedback ist hilfreich.
Und schließlich sollte der Umfang des Feedbacks angemessen sein. Also genug, um dem Lernenden den nächsten Schritt zu ermöglichen, aber eben auch nicht zu umfangreich.

Unterschiedliche Arten von Feedback

Ein Feedback kann lediglich beschreibend sein, zum Beispiel: Mir fällt auf, dass Sie ausschließlich Hauptsätze bilden. Es kann aber auch auf Stärken und Schwächen eingehen, zum Beispiel: Mir fällt auf, dass Sie jetzt sehr auf Ihre Aussprache achten. Ich verstehe Sie viel besser. Konzentrieren Sie sich jetzt besonders auf das o und u.
Ebenfalls ist es möglich, zum Nachdenken über Fehlerursachen anzuregen, zum Beispiel: Mir ist aufgefallen, dass Sie die Wörter „verpassen“ und „vermissen“ oft verwechseln. Haben Sie eine Ahnung, woher das kommt?

Mehr Peer-Feedback nutzen

Zunehmend wird im Sprachunterricht das Peer-Feedback eingesetzt. Lehrwerke wie Im Berufssprachkurs von Hueber bauen oft in der Aufgabenstellung für Partnerarbeit eine dritte Person ein. Zwei Lernende interagieren miteinander in einem Rollenspiel. Die dritte Person beobachtet und gibt Feedback. Anschließend werden die Rollen getauscht.
Der/die Beobachtende kann dabei offen oder nach bestimmten, vorher festgelegten Kriterien beobachten: zum Beispiel die Verwendung neuer Redemittel, der Blickkontakt, die Redeanteile, das passende Register, Intonation und Aussprache, Empathie etc.