Wortwolken sind für Ivelina Georgieva der Tausendsassa des Sprachunterrichts: Denn mit Wortwolken lassen sich einfach alle Bereiche des Sprachenlernens erschließen, findet die Goethe-Dozentin, Referentin der mint-Academy und Hueber-Referentin für Lateinamerika. Warum das so ist und was man mit Wortwolken alles machen kann, erzählt sie im Interview.

Was versteht man denn eigentlich unter einer Wortwolke? Ist das so ähnlich wie ein Assoziogramm oder Wortigel?

Ivelina Georgieva: Die Möglichkeiten, die man mit Wortwolken hat, gehen weit über den Wortigel hinaus. Ein Assoziogramm oder Wortigel ist ja zunächst einfach eine Sammlung von Wörtern zu einem bestimmten Thema. Eine Wortwolke hat viel mehr Potenzial.

Zum einen lassen sich Inhalt und Form verbinden. Das heißt, ich kann Wörter zu einem Thema gleich in der dazu passenden Form darstellen. Ein Beispiel: Ich gebe gern die Aufgabe, für die Präsentation bestimmter berühmter Personen Stichwörter zu finden. In entsprechenden digitalen Tools kann man diese Stichwörter eingeben. Zum Komponisten Ludwig van Beethoven fallen einem vielleicht Wörter wie Genie, taub, Bonn, etc. ein. Diese kann man dann in der Form eines stilisierten Porträts des Komponisten erscheinen lassen. Eine solche Visualisierung ist natürlich optisch ansprechend und macht es interessanter, die berühmte Person damit zu präsentieren.

Ein anderes Beispiel, mit dem sich wunderbar Sprechanlässe im Kurs schaffen lassen: Die Kursteilnehmenden geben in ein digitales Tool ihre Hobbies ein. Diese erscheinen dann in einer gemeinsamen Wortwolke. Je öfter dabei ein Hobby genannt wird, desto größer wird das Wort dargestellt. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich anzeigen zu lassen, wie oft das jeweilige Wort genannt wurde. Und dann gibt es da vielleicht auch ein ganz kleines Wort, weil es nur eine Person geschrieben hat. Man könnte nun vielleicht raten oder in Partnergesprächen herauszufinden versuchen, wer dieses seltene Hobby hat.

Diese beiden Beispiele zielen darauf ab, das Sprechen zu üben. Lassen sich auch andere Bereiche mit Sprachwolken trainieren?

Ivelina Georgieva: Aber natürlich, man kann diese Wortwolken unglaublich vielfältig einsetzen. Sie eignen sich für das Vokabeltraining und die Grammatikarbeit. Man kann sie aber auch einsetzen, um die Textarbeit, das Lesen und Schreiben zu fördern. Hör-Seh-Verstehen lässt sich ebenfalls damit üben.

Für all diese Bereiche gibt es schöne Übungen. Ein Beispiel aus der Textarbeit: Man kann nicht nur einzelne Wörter in ein digitales Tool eingeben und daraus eine Wolke erstellen lassen. Es ist ebenfalls möglich, einen Text einfließen und diesen in seine wichtigsten Wörter zerlegen zu lassen. Ich habe das im Unterricht einmal zum Thema Feste ausprobiert. Die wichtigsten Wörter kurzer Texte zu Festen wie Muttertag, Geburtstag, Halloween oder Silvester habe ich mithilfe digitaler Tools als Wortwolke gestaltet und den Lernenden präsentiert. Anhand der Wörter konnten sie dann gemeinsam erschließen, um welche Feste es sich handelt.

Sind Wortwolken denn auch geeignet, um höhere Sprachniveaus ab B1 zu begeistern?

Ivelina Georgieva: Auf jeden Fall! Auch hier möchte ich ein ganz konkretes Beispiel nennen. Lehrende können Wortwolken sehr gut verwenden, um Nomen-Verb-Verbindungen zu trainieren. Diese Übung ist für Partnerarbeit hervorragend geeignet. Die beiden Partner erhalten jeweils unterschiedliche Wortwolken in Form von zwei Puzzleteilen. Der eine bekommt die Nomen, der andere die Verben. Wieder lässt sich allein anhand der Größe der Wörter symbolisieren, ob das jeweilige Wort oft in Nomen-Verb-Verbindungen verwendet wird. Das kann als Orientierung beim Finden der unterschiedlichen Möglichkeiten diesen.

Welche digitalen Tools eignen sich, um Wortwolken zu basteln?

Ivelina Georgieva: Gute kostenlose Tools sind zum Beispiel: WortWolken und Mentimeter.
Wichtig ist mir noch, zu betonen: Es geht nicht nur darum, dass wir Lehrenden unseren Kursteilnehmenden Übungen in Form von Wortwolken präsentieren. Auch den Lernenden macht es unglaublich viel Spaß, diese Wolken zu kreieren und damit zu arbeiten.

Kommen Sie mit auf die Wortwolke! Am 15. Juli 2022 gibt es ein Hueber-Webinar dazu mit Ivelina Georgieva.


Webinartipp:
Wolkig mit sonnigen Aussichten

Das Hueber-Webinar mit Ivelina Georgieva am 15. Juli 2022:
Wolkig mit sonnigen Aussichten

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