Phonetik – gut gehört ist halb gesprochen
Was nützt es, grammatikalische Strukturen perfekt zu beherrschen und über einen breiten Wortschatz zu verfügen, wenn man trotzdem nicht verstanden wird. Die richtige Aussprache einzelner Wörter, ihre Betonung und die passende Satzmelodie sind dafür mindestens genauso wichtig. „Richtige Aussprache“ bedeutet nicht, dass ein Lernender komplett akzentfrei sprechen muss. Aber sein Umfeld sollte ihn mühelos verstehen können.
Deswegen ist es für das Erlernen einer Sprache so entscheidend, Phonetik von Anfang an in den Unterricht zu integrieren. Denn auch hier gilt: Was einmal falsch erlernt wurde, ist schwer wieder rückgängig zu machen.
Phonetiktraining hat nicht nur einen produktiven Aspekt: Wer angemessen artikulieren und intonieren will, muss die entsprechenden Wörter zunächst einmal „richtig“ hören können. Das bedeutet, ein Lernender braucht die Fähigkeit, unterschiedliche Laute wahrzunehmen und voneinander zu unterscheiden. Das Üben mit Minimalpaaren – also Wörtern, die sich sehr ähnlich anhören, weil sie sich nur in einem Laut oder Phonem unterscheiden – ist eine gute Möglichkeit.
Üben mit Minimalpaaren
Lehrwerke wie Schritt für Schritt in Alltag und Beruf von Hueber setzen auf Übungen, bei denen die Lernenden Minimalpaare zunächst hören. Zum Beispiel, um Umlaute wie ä, ö und ü vom entsprechenden ungerundeten Vokal zu unterscheiden. Anschließend ergänzen sie in einem Lückentext den jeweiligen Vokal oder Umlaut, den sie wahrgenommen haben.
Minimalpaare lassen sich auch gut als kleine Aufwärmübung zu Beginn einer Unterrichtssequenz einsetzen. Der Lehrende liest sie der Reihe nach vor, die Lernenden zeigen mit einer vorher festgelegten Geste, welchen Laut sie hören. Sie heben zum Beispiel bei einem O die rechte, bei einem Ö die linke Hand.
Auch mit Videos lässt sich die Wahrnehmung unterschiedlicher Laute gut trainieren. Die Kursteilnehmer/-innen sehen und hören einen Film mehrmals. Sie erhalten beispielsweise die Aufgabe, alle Wörter mit der Konsonantenverbindung [ts] aufzuschreiben. Anschließend können sie ihre Ergebnisse vergleichen und beim Vorlesen gleichzeitig die Aussprache der einzelnen Wörter üben.
Filme haben gegenüber reinen Hörübungen noch einen weiteren Vorteil: Neben dem Hören von Lauten als Basis für die richtige Artikulation unterstützen sie auch das Erkennen unterschiedlicher Satzmelodien. Die visuellen Eindrücke helfen dabei, Satzmelodien abhängig von Emotionen und Situationen zu unterscheiden. Eine gute Übung für die Intonation: Die Teilnehmer spielen die Dialoge nach oder denken sich ähnliche Dialoge aus.
Tipp: Phonetik ist auch immer wieder Thema der kostenlosen Hueber-Fortbildungen, zum Beispiel mit Phonetiktrainerin Leonore Fischer. Halten Sie sich auf dem Laufenden mit dem Hueber-Veranstaltungskalender.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.