Mediation hat im Unterricht einen besonderen Stellenwert. Auch im beruflichen Kontext trägt sie zu einer gelungenen Verständigung bei. Wie werden Lehrende dieser Bedeutung im Unterricht gerecht und wie gelingt deren Umsetzung? Ein Gespräch darüber mit Susanne Oberdrevermann, die als Referentin unter anderen Methodik und Didaktik DaF und DaZ für berufsbezogenes Deutsch zu ihren Schwerpunkten zählt.

Frau Oberdrevermann, was bedeutet denn Mediation für den Sprachunterricht genau?

Susanne Oberdrevermann: Das heißt, dass der Fokus im Unterricht noch stärker auf der Interaktion liegt als bisher. Der neue Begleitband zum gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER) gibt dazu mit akzentuierten Skalen den Rahmen. Bei den kann-Beschreibungen findet sich hier etwa folgende Beschreibung kann aus Texten spezifische Informationen weitergeben. Das gilt für die mündliche und die schriftliche Weitergabe und schließt auch informelle Situationen mit ein.

Ein konkretes berufliches Beispiel für die Weitergabe von Information: Ich war auf einer Dienstbesprechung und ein Kollege, der krank war, bittet mich per Messenger-App um eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.

Warum spielt die Mediation in Berufssprachkursen generell eine so wichtige Rolle?

Susanne Oberdrevermann: Die Kommunikation in Berufen und Berufsfeldern hat sich verändert. Zum einen bringt die Digitalisierung neue Interaktionsformen mit sich. Zum anderen gibt es Kommunikationsformen, die im beruflichen Umfeld immer wichtiger werden. Dazu gehört zum Beispiel die Kontrolle und Dokumentation von Arbeitsprozessen – sowohl mündlich als auch schriftlich. Die Rolle interner Absprachen wächst: Berufstätige müssen beispielsweise Informationen weitergeben, eigene Positionen darlegen und Stellung nehmen, Lösungsvorschläge machen und einen Konsens finden.

Auch die Themen „kundenorientierte Kommunikation“ und „Lernen am Arbeitsplatz“ haben in den letzten Jahren einen hohen Stellenwert bekommen. Es ist also entscheidend im Arbeitsumfeld, dass unterschiedliche sprachlich-kommunikative Handlungen gut funktionieren.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie man Mediation im Berufssprachkurs trainieren kann?

Susanne Oberdrevermann: Zum Beispiel mit Szenarien. Unter einem Szenario versteht man eine realistische Handlungsabfolge. In Berufssprachkursen also typische Situationen im Kontext Arbeit. Zum Glück müssen sich Lehrende das nicht alles selbst ausdenken. Zeitgemäße Lehrwerke arbeiten bereits mit diesen Szenarien. Zur Verdeutlichung hier ein Szenario zur Jobsuche aus dem Hueber-Lehrwerk Im Berufssprachkurs:

Eine junge Frau liest online in einer Wirtschaftszeitung und sendet interessante Informationen als informelle Textnachricht an ihre Freund*innen. Das ist die erste Sprachhandlung des Szenarios.

Ein Artikel ist für sie selbst interessant und führt zu einer Bewerbung als Köchin in einem Hotel. Sie wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die zweite Sprachhandlung im Kurs ist das Spielen des Gesprächs mit Rollenkarten, wobei alle Redemittel/Chunks vorher im Unterricht erarbeitet worden sind.

Im Anschluss berichtet die junge Frau in einer HV-Übung einer Freundin vom Vorstellungsgespräch und einem schwierigen Moment im Gespräch mit dem Küchenchef: Als Köchin muss sie alle Speisen zubereiten und auch probieren, isst aber selbst kein Schweinefleisch. Die Kursteilnehmer*innen schlüpfen jetzt in die Rolle von Ratsuchenden und Ratgebenden. So können sehr gut viele – auch plurikuturelle – Themen integriert und diskutiert werden.

 

Mehr über Mediation und wie Sie dieses Konzept im Unterricht umsetzen können, erfahren Sie im
Hueber-Webinar mit Susanne Oberdrevermann am 6.11.2021, 11:30 – 12:15 Uhr: Mediation im berufssprachlichen Lehrwerk

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