Sprachtest bestanden, Zulassung an der Universität – und dann läuft es?
Mitnichten. Eine gemeinsame Studie der Universitäten Leipzig und Würzburg kommt zu anderen Ergebnissen. Student:innen benötigen weiterführende Sprachkursangebote an den Hochschulen, wenn sie ihr Studium erfolgreich absolvieren wollen. Das Forschungsprojekt SpraStu (Sprache und Studienerfolg bei Bildungsausländer:innen) lief über drei Jahre. Jupp Möhring, der maßgeblich an dem Projekt mitgearbeitet hat, stellte die Studie anlässlich des Prüfungsfachtags des Hueber Verlags am 27. März 2021 vor. Weil das Interesse an dem Thema so groß war, musste er seinen Vortrag gleich zweimal halten.
Herr Möhring, welchen Sprachtest müssen Studierende aus dem Ausland denn vorweisen, wenn sie an einer deutschen Hochschule studieren wollen?
Jupp Möhring: Es gibt eine ganze Reihe von Sprachtests, die grundsätzlich zu einem Studium an einer Universität in Deutschland berechtigen: TestDaF, DSH (Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang) und FSP (Feststellungsprüfung an Studienkollegs), als befreiend gelten etwa ein bestandenes Goethe-Zertifikat C2, telc C1 Hochschule oder DSD II / ZfA (Deutsches Sprachdiplom Stufe II). Allerdings kann jede Universität selbst entscheiden, welchen Test oder auch welche Niveaustufe innerhalb eines Tests sie schlussendlich verlangt.
Ein Ergebnis Ihrer Studie ist: Ein bestandener Sprachtest allein garantiert noch keinen Studienerfolg. Es braucht studienbegleitende Sprachförderung. Wie kann die aussehen?
Jupp Möhring: Es liegt meiner Ansicht nach in der Verantwortung der jeweiligen Hochschule, den ausländischen Studierenden auch während ihres Studiums sprachliche Kurs- und Beratungsangebote zur Verfügung zu stellen. Das können die Fachdozent:innen nicht zusätzlich leisten. Sie sollten aber ebenso wie die Studierenden eingebunden werden, wenn es um die sprachliche Bedarfsermittlung geht. Hier gibt es noch zu wenig Forschung. Denn in jedem Studienfach gibt es andere sprachliche Anforderungen, die Geisteswissenschaften unterscheiden sich zum Beispiel von den Naturwissenschaften. Konkret: Wer etwa Informatik studiert, braucht ein anderes sprachliches Wissen als jemand, der das Studienfach Sprachwissenschaft hat. Hier kommen dann zum Beispiel auch Verlage ins Spiel, die ein bedarfsorientiertes, für den jeweiligen Studiengang ganz praktisch aufbereitetes Angebot an Lehrmedien bieten können.
Sie haben im Rahmen des Forschungsprojekts auch festgestellt, dass Student:innen ihre Schreibkompetenz im Studienverlauf nicht verbessern, während die rezeptiven Kompetenzen Lesen und Hören ausgebaut werden. Woran liegt das?
Jupp Möhring: Ich denke, es liegt daran, dass längere, zusammenhängende Texte in vielen Studiengängen erst am Ende des Studiums produziert werden. Die Abschlussarbeit ist oft die einzige, wirklich umfangreiche schriftliche Arbeit im Rahmen der meisten Studiengänge. So kann es durchaus sein, dass diese Fertigkeit im Lauf der Zeit verloren geht. Anfangs ist sie noch frisch, weil Studierende sich auf einen Sprachtest für den Hochschulzugang vorbereiten. Danach liegt sie eher brach. Ich möchte aber einräumen, dass es teilweise auch an der Projektsituation gelegen haben könnte. Wir haben die Studierenden in einem bestimmten Zeitraum dreimal zu einem einstündigen schriftlichen Test eingeladen. Da mag es sein, dass sie beim dritten Mal nicht mehr so motiviert waren … 😉
Sie sagen, dass neben der Sprachkompetenz auch Lernstrategien den Erfolg im Studium beeinflussen. Können Sie das erläutern?
Jupp Möhring: Uns war wichtig zu verstehen, wie strategisch die internationalen Studierenden mit sprachlichen Herausforderungen im Studium umgehen. Das kann z. B. bedeuten, mit einer sprachlich schwierigen Klausurfrage umgehen zu können oder einer Vorlesung zu folgen, in der schnell gesprochen wird und viele unterschiedliche Medien zum Einsatz kommen. Beides ist typisch für die Studieneingangsphase. SpraStu zeigt, dass solches Strategiewissen nicht nur viel damit zu tun hat, wie kompetent jemand sprachlich ist. Im Gegenteil haben internationale Studierende mit mehr von diesem sogenannten metakognitiven Strategiewissen auch bessere Studienleistungen. Auch dieses Wissen ließe sich natürlich fördern.
Mehr zu den einzelnen Testformaten und zum Projekt SpraStu finden Sie hier.
Campus Deutsch
Die Reihe Campus Deutsch ist für Studierende am Übergang der Sprachausbildung zum Fachstudium an einer deutschsprachigen Universität konzipiert. Das Kursmaterial hilft Lernenden, den Beginn ihres Fachstudiums sprachlich und methodisch zu bewältigen.
Deutsch üben
Die Reihe Deutsch üben bietet abwechslungsreiches Übungsmaterial auf Niveau C1 und C2 zu allen wichtigen Themenbereichen: Lesen & Schreiben, Wortschatz & Grammatik sowie Hören & Sprechen.
Akademie Deutsch
Die Reihe Akademie Deutsch ist besonders für lerngewohnte Erwachsene geeignet, die eine autonome Sprachverwendung in Alltag, Studium und Beruf anstreben.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.