Informelles Lernen – lernen nebenbei
Informelles Lernen bedeutet genau genommen nichts anderes als das ungesteuerte Lernen in Alltagssituationen. Kinder lernen so: durch Beobachten, Nachahmen und Ausprobieren. Aber auch Erwachsene lernen vieles einfach nebenbei. Das gilt für alle Bereiche und somit natürlich ebenfalls für das Lernen einer Fremdsprache.
Ein klassisches Beispiel: Die meisten informieren sich im Vorfeld eines Urlaubs über ihr Urlaubsland. Das Prinzip der Reiseführer ist – egal ob in gedruckter Form oder digital – sehr ähnlich. Sie bieten landeskundliche Informationen und einen knappen und praktischen Einblick in die Landessprache. Kaum ein Reisender wird mithilfe eines Reiseführers gezielt Sprachen lernen, aber er liest aus Interesse für das Urlaubsland. Ganz nebenbei bleibt dabei die ein oder andere Information über die Sprach des Landes hängen.
Informelles Lernen und gesteuertes Lernen verbinden
Demgegenüber steht der gesteuerte Lernprozess, bei dem Lehrende gezielt versuchen, neue Informationen und Strukturen zu vermitteln. Diese werden dann so geübt, dass sie in das Langzeitgedächtnis der Lernenden übergehen. Dafür müssen Lerner sie als relevant für ihren Alltag akzeptieren. Deswegen steht im modernen Fremdsprachenunterricht die Handlungskompetenz im Vordergrund.
Im Idealfall lassen sich informelles Lernen und gesteuertes Lernen verbinden. Lehrende können diese informellen Lernprozesse ihrer Lernenden unterstützen, wenn sie deren Bedürfnisse gut kennen. Dafür ist es für Lehrende wichtig zu wissen, warum ihre Teilnehmer*innen Deutsch lernen und welche Situationen sie mit Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache meistern wollen. Oder auch, wo ihre besonderen Interessen liegen. Dann können Lehrende gezielt Tipps geben, wie ihre Kursteilnehmer*innen informell am besten lernen.
Ein paar Beispiele aus der Praxis: Lernende mit Kindern können zum Beispiel Kinderbücher auf Deutsch lesen oder vorlesen. Wenn Eltern und Kinder Deutsch lernen, haben beide Generationen etwas davon. Menschen, die gerne kochen, können mit der Lektüre von Rezepten ihren Wortschatz in ihrem Interessensgebiet erweitern. Und nebenbei für diese Textsorte typische Grammatik wie den Imperativ verinnerlichen. Technikbegeisterte können sich die Gebrauchsanleitung eines neuen Gerätes das nächste Mal auf Deutsch vornehmen. Musikliebhaber*innen können den Liedtext ihres deutschen Lieblingsliedes im Internet recherchieren.
Das letzte Beispiel zeigt, dass das Internet die Möglichkeiten hier enorm erweitern kann. Oft ist es schon hilfreich, wenn Lehrende ihren Kursteilnehmer*innen Tipps geben, mit welchen deutschen Schlagworten sie hier relevante Informationen für ihr Interessensgebiet finden können, und so ganz nebenbei autonom Deutsch lernen.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.