Grammatik ist wie ein Baumeister. Sie sorgt für die notwendigen Satzglieder in der passenden Form an der richtigen Stelle, um daraus einen maximal verständlichen Satz zu bauen. Allerdings hat Grammatik nicht für alle Lernertypen den gleichen Stellenwert.

In jedem Kurs gibt es Lernende, die sich gern möglichst bald mitteilen wollen. Dafür nehmen sie beherzt alles zusammen, was sie an Redemitteln und Vokabular zur Verfügung haben, manchmal ohne dabei allzu viel Rücksicht auf Grammatik zu nehmen. Daneben gibt es die eher introvertierten Lernenden, die sich erst spät an einer Diskussion beteiligen, weil sie lange über ihre Äußerungen nachdenken. Ergebnis sind oft grammatikalisch bemerkenswert ausgefeilte Sätze.
Beide Lernertypen vollbringen eine große Leistung und verdienen Respekt.

Die kommunikative Didaktik setzt auf eine induktive Grammatikvermittlung. Das heißt, die Lernenden entdecken möglichst selbstständig bestimmte grammatikalische Phänomene, ordnen diese und leiten schließlich eine Regel ab, die sie anwenden können. Für viele Lernende ist das eine gute Methode. Manche aber verunsichert sie. Sie wünschen sich zuerst eine Regel, einen Bauplan, auf dessen Basis sie dann ihre Sätze aufbauen.

Es gibt ganze Kurse, die Grammatik regelrecht einfordern. Interessanterweise passiert das oft in Kursen, die auf einem hohen sprachlichen Niveau lernen. Den Lernenden ist es nicht nur wichtig, sich äußeren zu können. Sie wollen sich möglichst korrekt und gewählt ausdrücken.

Letzten Endes entscheidet die Zusammensetzung des Kurses, wie die Lehrenden am besten vorgehen. Manchmal kann Binnendifferenzierung eine Lösung sein. Zum Beispiel könnte eine Lernergruppe die Regeln anhand eines authentisches Textes ableiten, die andere Gruppe erhält eine kurze, beispielhafte Erklärung der Regel zuerst und wendet sie in einem Lückentext an. In jedem Fall hilft Lernenden und Lehrenden eine gute Übungsgrammatik, die für alle Zwecke eingesetzt werden kann.