Deutsch für Mediziner/innen oder der deutsche Patient
„Bitte machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind bei uns in guten Händen,“ beruhigt mich Dr. Ismail F., ein Internist aus Ägypten. Ich kann wirklich gelassen sein. Wenn ich in diesem Raum kollabieren sollte, hätte ich sechs hochqualifizierte Ersthelfer. Denn ich bin gerade Lehrerin in einem Deutschkurs für Mediziner/innen, die ich mit Unterstützung einer Ärztin auf die Fachsprachprüfung vorbereite.
Allerdings bin ich gerade nicht ich. Nahezu täglich wechsle ich meine Identität und schlüpfe in die Rolle unterschiedlicher Patienten. Heute bin ich eine 64-jährige Patientin mit unklaren Brustschmerzen. Gestern noch war ich über 40 Jahre jünger, eine Japanerin mit Laktoseintoleranz, jetzt leide ich unter einer koronaren Herzkrankheit. Die Kursteilnehmer/innen müssen herausfinden, was ich habe. So trainieren wir das Anamnesegespräch, einen wichtigen Teil der Prüfung.
„Bitte sagen Sie mir ganz genau, wann die Beschwerden auftreten, das ist sehr wichtig,“ sagt Dr. F. streng. Fieberhaft überfliege ich meine Unterlagen und Aufzeichnungen. Selten habe ich mich auf einen Kurs so intensiv vorbereitet, eigentlich bin ich gut über mein Krankheitsbild informiert. „Bei Belastung“, mutmaßt mein 64-jähriges Alter Ego schließlich etwas unsicher. Die Miene meines Arztes entspannt sich, die richtige Verdachtsdiagnose ist gestellt. Er ist erleichtert, ich auch.
Deutschkurs für Mediziner/innen: das Kursbuch
Ich bin froh, dass wir jetzt mit dem Kursbuch weitermachen. Vom Cover lächelt mich Dr. Kadivi, ausländischer Arzt und einer der Hauptprotagonisten des Buches, selbstsicher an. Das Lehrwerk ist von Fachmediziner/innen auf Herz und Nieren geprüft. Die Dialoge sind nach den Kriterien moderner medizinischer Gesprächsführung gestaltet, die Situationen authentisch und die Fachbegriffe auf dem neuesten Stand.
Ein Glossar mit medizinischen Abkürzungen und Musterformularen macht es nicht nur den Lernenden leichter, mir auch. So bewegen wir uns Lektion für Lektion durch den deutschen Krankenhausalltag. Und während die Teilnehmer/innen in Partnerarbeit Anweisungen für die körperliche Untersuchung üben, denke ich darüber nach, wer ich wohl morgen sein werde.
Menschen im Beruf – Medizin
Die Reihe Menschen im Beruf vermittelt fachsprachliche Deutschkenntnisse für verschiedene Berufsfelder und fachübergreifende Fertigkeiten – lebendig, praxisnah und erfolgsorientiert.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.