Unterrichten in China – Respekt vor dem Lehrer
Herr E. blickt auf eine lange Zeit als DaF-Lehrer und einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Über 20 Jahre unterrichtet er nun schon Deutsch als Fremdsprache. Wenn er über seine Zeit in China spricht, erhellt ein Leuchten das Gesicht des freundlichen, zurückhaltenden älteren Herrn. Auf die Frage, was denn am Unterrichten in China so besonders gewesen sei, antwortet er: „Der Respekt, der dem Lehrer entgegengebracht wird.“
Diese Achtung sei nicht nur bei den Lernenden zu spüren, auch gesellschaftlich genieße der Beruf des Lehrers hohe Anerkennung. Wertschätzung gegenüber Lehrenden ist ein Aspekt der chinesischen Lerntradition. Es gibt weitere Aspekte, die nicht zuletzt daraus resultieren. Und an die manche Lehrer mit einem anderen kulturellen Hintergrund sich erst gewöhnen müssen. Das gilt nicht nur für Sprachkursleiter, sondern auch für andere Lehrberufe.
Unterrichten in China – die Herausforderungen
Oft werden Lernende als eher passiv empfunden. Erklärt wird dies häufig damit, dass sich einzelne nicht in den Mittelpunkt drängen wollen. Oder sie eben die Respektsperson Lehrer nicht unterbrechen oder gar mit Rückfragen ihre Kompetenz in Frage stellen wollen. Das gilt zum Beispiel auch, wenn etwas nicht verstanden wurde.
Es ist nicht einfach, die Bedürfnisse der Lernenden zu eruieren, wenn direkte Rückmeldungen fehlen. Auch kommen Elemente einer kommunikativen Didaktik nicht immer so an, wie man sich das vorstellt. Zu einer Diskussion kann man niemanden zwingen und auch Rollenspiele sollte man niemandem zumuten, der sich damit unwohl fühlt.
Natürlich lässt sich wie immer auch hier nicht verallgemeinern, es gibt nicht das eine homogene Lernverhalten. Aber es gibt Tendenzen. Und diese zu kennen, macht es einem leichter, als Lehrender adäquat zu reagieren.
Herr E. hat zehn Jahre in China unterrichtet und sich sehr gut auf die chinesische Art zu lernen eingestellt. Gerne hätte er noch ein paar weitere Jahre als DaF-Lehrer dort verbracht, doch ein Arbeitsvisum erhält man für China nur bis zum 60. Lebensjahr. So wird die Zeit im Reich der Mitte eine schöne und interessante Erinnerung für ihn bleiben.
Wie sind denn Ihre Erfahrungen mit Lernenden aus anderen Kulturkreisen? Schicken Sie uns gerne einen Kommentar (unten auf dieser Seite)!
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.