Über Nähe und Distanz
Auch in der Erwachsenenbildung ist das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz ein wichtiges Thema. Geförderte Deutschkurse, allen voran Integrationskurse, dauern mehrere Monate und umfassen täglich einige Stunden. Eine Zeit, in der die Lehrerin oder der Lehrer für viele Kursteilnehmer zu einer Bezugsperson wird. Das ist auch gut so, denn ein Vertrauensverhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden stärkt nachweislich die Lernbereitschaft. Doch genauso wichtig ist es, eine professionelle Distanz zu wahren. Für die Lehrer, um sich vor Überlastung zu schützen; für die Lerner, damit sie nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten. Drei einfache Tipps können hier viel nützen.
Tipps für professionelle Distanz
Tipp 1: Beim „Sie“ bleiben
Erfreulicherweise verfügt das Deutsche mit der „Sie“-Form über eine Art der Anrede, die Höflichkeit, Respekt, aber auch Distanz miteinander verbindet. Die meisten Lehrenden wählen, wie in der schulischen Oberstufe üblich, die Anrede „Sie“ in Verbindung mit dem Vornamen. Die konsequente Verwendung der „Sie“-Form hat für Lernende zudem einen ganz praktischen Nutzen. Der Deutschkurs bereitet sie so vor, ihren Alltag gut zu meistern. Denn in den meisten Situationen ist zunächst ebenfalls das „Sie“ die Anrede der Wahl.
Tipp 2: Den Kursraum in der Pause verlassen
Auch wenn die Pause nur wenige Minuten dauert, ist es sinnvoll, den Raum als Lehrkraft kurz zu verlassen. Man signalisiert den Kursteilnehmern damit dezent aber klar, dass man nicht rund um die Uhr ansprechbar sein kann und Freiraum zur Erholung braucht. Das entlastet auch Kursteilnehmer, die ebenfalls in der Pause abschalten wollen. Denn so gewinnen sie nicht den Eindruck, dass sie auch in dieser Zeit noch kommunikativ sein müssen.
Tipp 3: „Problemfälle“ zu Kursinhalten machen
Das kennt jede/r Lehrer/in: Vorzugsweise am Kursende kommen vor allem in den Anfängerkursen Teilnehmer mit unterschiedlichsten Formularen, Dokumenten und Anschreiben auf einen zu. Vom Brief des Jobcenters über diverse Rechnungen bis zur Einladung zum Elternabend ist alles dabei. Machen Sie diese Themen, sofern nicht zu speziell oder zu persönlich, zu Unterrichtsinhalten – immer anonymisiert und verallgemeinert. Dann können alle Kursteilnehmer davon profitieren und haben Redemittel für alltägliche Situationen an der Hand, die die meisten irgendwann einmal betreffen. Und der Unterricht gewinnt dadurch an Authentizität.
Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Wir freuen uns über Ihr Feedback.

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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.