Beziehungen: Familie, Freunde und die Liebe
Zwischenmenschliche Beziehungen sind schon in der eigenen Herkunftskultur nicht immer einfach. Taucht man in einen fremden Kulturkreis ein, werden sie zu einer echten Herausforderung. So geht es vielen Lernenden, die unterschiedliche Beziehungen in Deutschland verstehen und vor allem den richtigen Begriff dafür gebrauchen wollen. Denn so differenziert die deutsche Sprache in vielen Bereichen ist, bei Beziehungen kommt man manchmal in Erklärungsnot.
Beziehungen in Familien
Wen zum Beispiel meinen die Deutschen genau, wenn sie von „Familie“ sprechen? Eine Frage, die ich von Lernenden regelmäßig gestellt bekomme. Die Deutschen bezeichnen mit „Familie“ in der Regel die sogenannte Kernfamilie in der Konstellation Vater, Mutter, Kind/er. Oma und Opa haben meist eine Sonderstellung, was darüber hinausgeht, sind für uns „die Verwandten“.
In vielen anderen Kulturen ist der Begriff Familie viel weiter gefasst. Und es existieren vielfach sehr exakte Bezeichnungen für die Familienmitglieder, die verwandtschaftliche Beziehungen genau definieren. Da heißen zum Beispiel die Tanten und Onkel väterlicherseits anders als die mütterlicherseits. Gleiches gilt für Cousins und Cousinen.
Mein Freund ist nicht mein Freund
Auch wenn es um Freund oder Freundin geht, fehlt es im Deutschen an einer genauen Begrifflichkeit. Die Äußerung „ich fahre mit meinem Freund in den Urlaub“ interpretieren wir meist dahingehend, dass jemand mit seinem Lebenspartner in den Urlaub fährt. Um klar zu machen, dass dem nicht so ist, müssen wir uns quasi ein wenig von diesem Freund distanzieren: Aus meinem Freund wird ein Freund. „Ich fahre mit einem Freund in den Urlaub.“ Manchmal benutzen wir Konstruktionen, die sprachlich betrachtet ziemlich holprig sind, zum Beispiel: „Das Auto gehört einem Freund von mir.“ An diese Form der Differenzierung müssen sich Lernende des Deutschen erst einmal gewöhnen.
Auch um die Zuneigung zu einer Person auszudrücken, stehen uns in der deutschen Alltagssprache im Allgemeinen zwei Verben zu Verfügung: (sehr) mögen und lieben. Lieben gebrauchen die meisten sehr selektiv und selten sowie für einen ausgewählten Kreis von Menschen in speziellen Situationen. Pathetischer geht es in Filmen zu. Ganz banal verwenden wir „lieben“ überraschenderweise, wenn es nicht um Personen geht („ich liebe Erdbeeren, diesen Film, dieses Restaurant, etc.“).
In anderen Sprachen kann man hier aus einem weitaus größeren Wortschatz schöpfen. Zum Beispiel im Arabischen. Angeblich soll es dort rund 100 Wörter für Liebe geben.
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Unsere Autorin
Ariane Suckfüll arbeitet als DaF/DaZ-Dozentin, Journalistin und Prüferin. Als Lehrerin hat sie schon auf allen Niveaustufen unterrichtet. In letzter Zeit war sie vor allem in der Flüchtlingshilfe aktiv. Als Journalistin war sie viele Jahre für verschiedene, auch internationale Fachzeitschriften tätig und oft im Ausland unterwegs. Für den Blog Unterrichtspraxis DaF/DaZ verbindet sie Erfahrungen aus beiden Bereichen.