Rainald Laurer blickt auf über 30 Jahre Lehrerfahrung zurück. Der 62-Jährige hat in den 1980er Jahren in München „Deutsch als Fremdsprache“ studiert. Eine Zeit, in der sich der kommunikative Ansatz mehr und mehr durchsetzte. Derzeit unterrichtet er unter anderem sogenannte BAMF-Kurse (Kurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden). Ein Gespräch über Unterrichten – damals und heute.

Herr Laurer, wie war Ihr Einstieg ins Berufsleben als DaF-Lehrer?

Rainald Laurer: Sehr interessant. Ich habe in den 1980ern US-amerikanische Soldaten unterrichtet, die – es war die Zeit des Kalten Krieges – in Deutschland stationiert waren. Sie kamen für acht Wochen zum Deutschkurs nach München. Das Unterrichtskonzept war seiner Zeit voraus. Kommunikation hatte dabei einen großen Stellenwert. Wir hatten beispielsweise allein für das Sprechen jeden Tag drei Unterrichtseinheiten. Diese Kommunikationsgruppen waren klein, lediglich drei Personen. So war gewährleistet, dass wirklich jeder genug Zeit zum Sprechen hatte. Der Unterricht basierte zum einen auf dem Lehrwerk „Themen“ von Hueber. Das erste Lehrwerk, das seinerzeit den kommunikativen Ansatz umsetzte. Zusätzlich haben wir eigene Materialien erstellt, zum Beispiel zu landeskundlichen Themen.

Sie haben später selbst Unterrichtskonzepte entwickelt?

Rainald Laurer: Ja, seit Ende der 1980er biete ich mit drei Kolleginnen und Kollegen Deutschkurse für Firmenkunden an. Wir erstellen maßgeschneiderte Konzepte für jede/n Lernende/n . Mithilfe eines ausführlichen Fragebogens ermitteln wir die individuellen Bedürfnisse. Nach Lernerfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse fragen wir damit genauso ab wie Lernziele und Wünsche in Bezug auf Inhalt und Unterrichtszeit. Wir sprechen sogar mit den Vorgesetzten der Lernenden , um speziellen beruflichen Anforderungen gerecht zu werden. Der Unterricht findet in der Firma statt und ist meistens Einzelunterricht, auf Wunsch auch in Kleingruppen bis zu drei Personen.

Sie legen viel Wert darauf, den Lernerbedürfnissen gerecht zu werden. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die BAMF-Kurse?

Rainald Laurer: BAMF-Kurse, die häufig bis zu 25 Teilnehmer haben, sehe ich sehr kritisch. Diese Gruppen, besonders auf den Stufen A1 bis B1, sind zu groß und zu heterogen, um jedem Lernenden optimal gerecht zu werden. Auch Binnendifferenzierung lässt sich da nicht mehr wirksam umsetzen. Denn mit kleinen und homogeneren Gruppen, wie dies beispielsweise die Konzepte für bestimmte berufsbezogene BAMF-Kurse ermöglichen, könnte man in kürzerer Zeit weitaus mehr erreichen.

Sehen Sie auch einen positiven Effekt der BAMF-Kurse?

Rainald Laurer: Die Förderung durch das BAMF hat dafür gesorgt, dass man DaF/DaZ-Lehrende einigermaßen angemessen bezahlt. Ich sage bewusst „einigermaßen“, denn diese Honorare beziehen sich leider nur auf die Unterrichtszeit. Ein guter Unterricht braucht aber ebenso viel Vorbereitungszeit. Das müsste unbedingt honoriert werden. Man könnte sich dabei an der Bezahlung von Schullehrern orientieren, die schließlich auch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts berücksichtigt.

 


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